„alles kulturanalyse“ – Ein Arbeitskreis präsentiert sich

Der erst kürzlich gegründete Arbeitskreis für Kulturanalyse (kurz: aka) lud am 3. Dezember in den Lesesaal der Fachbereichsbibliothek Germanistik im Hauptgebäude der Uni Wien zur Vorstellung seiner selbst und zugleich der fünf diesjährig erschienen Publikationen. Dieses Ereignis ließ ich mir nicht entgehen, nicht nur, weil ich als EC-Studentin der Cultural Studies/Kulturwissenschaften quasi moralisch verpflichtet und von meinen Professoren zum Besuch des Events freundlich eingeladen worden war, nein, auch aus Neugier. Neugier, wie diese Initiative sich und seine interdisziplinären Interessen präsentieren würde.

Aber vorab ein paar Worte zum aka:

Der Arbeitskreis für Kulturanalyse ist ein Netzwerk von und für Interessierte am (Kultur-) Wissenschafts- und Kunstbetrieb. Mitglied kann also jeder werden, schließlich braucht man keinen Doktortitel, um sich für Kultur begeistern zu können.
Ansätze zur theoretischen Näherung an den Begriff der Kultur, einem ebenso weiten wie komplexen Bereich, stellen sich folglich ebenso interdisziplinär dar. So werden auch in den aka-Klausuren die debattierten Phänomene oder kulturellen Praktiken zum Beispiel aus dem Blickwinkel der Postcolonial Studies betrachtet, etwas aus medienwissenschaftlicher Sicht erarbeitet, oder die Werkzeuge der Gender Studies zur Untersuchung einer Fragestellung herangezogen. Die Ergebnisse dieser Analysen und Erprobungen durch den Arbeitskreis wurden nun im Herbst, genauer im November, publiziert und so kam es zur Präsentation der jüngsten Monographien und Sammelbände.

– Soweit die Vorgeschichte des Events, nun ein kleiner Bericht über den Ablauf.

Ich muss gestehen, ich war zehn Minuten zu spät, naja eigentlich nur fünf, aber ein Schild an der Eingangstür zum Lesesaal mit der Bitte „Nicht diese Türe öffnen“ lies mich weitere fünf Minuten vor eben jener Tür, ob einer Lösung dieses Dilemmas, ausharren. Schließlich wollte ich doch nichts verpassen, aber auch kein Störfaktor sein. Doch zu meiner Rettung kam ein Rentner-Ehepaar, die es trotz Gehhilfen in den oberen Trakt der Uni geschafft hatten und sich nun von so einer kleinen Notiz nicht abhielten ließen, ihr Ziel auch zu erreichen. Quasi als Trittbrettfahrerin verschaffte ich mir, da die Tür nun schon mal geöffnet war, Zugang und huschte, schattengleich, hinter den älteren aber sportlichen Herrschaften hinein. Im heimeligen Licht der grünen Bibliothekslampen fand ich auch Platz und zückte rasch meinen Notizblock, denn die Veranstaltung war schon voll im Gange.
Unter der Moderation von Irene Suchy sollte der Beirat des aka nun in je sieben Minuten die neuen wissenschaftlichen Arbeiten präsentieren.

Ingo Lauggas hatte als Erster das Wort und war nun schon mitten in seinem Vortrag über Antonio Gramsci und die Rezeption seiner Theorien in den Cultural Studies. Nicht verwunderlich, denn das Thema seiner Monographie lautet „Hegemonie, Kunst und Literatur – Ästhetik und Politik bei Gramsci und Williams“.

Nachfolgend erklärte Daniela Finzi ihre Suche nach Eindrücken der postjugoslawischen Kriege in der deutschsprachigen Literatur. Das resultierende Werk, welches sowohl literatur- als auch kulturwissenschaftliche Herangehensweisen verbindet, ist unter dem Titel „Unterwegs zum Anderen? Literarische Er-Fahrungen der kriegerischen Auflösung Jugoslawiens aus deutschsprachiger Perspektive“ erschienen.

Marlen Bidwell-Steiner und Anna Babka sind die beiden Herausgeberinnen eines schon vom Titel her Disziplinen-übergreifenden Sammelbandes: „Obskure Differenzen. Psychoanalyse und Gender Studies“. Die enthaltenen Beiträge unterstreichen die Möglichkeit einer gegenseitigen, produktiven Rezeption der beiden Fachbereiche in Theorie und Praxis.

Die Dichter der Philosophen. Essays über den Zwischenraum von Denken und Dichten“ ist der Titel des Essaybandes von Wolfgang Müller-Funk. Er entschied sich bei der Vorstellung für eine erfrischend eigenwillige Art der Präsentation. Zusammen mit Matthias Schmidt wurden die Aspekte der Essays sowie die übergeordnete Fragestellung in Form einer heiter vorgetragenen E-Mail-Korrespondenz dargestellt.

Auch der letzte Präsentator des Abends ließ sich etwas Eigenes einfallen. So trug Peter Clar eine richtige Registerarie vor, um auch wirklich alle 21 Beiträge des Sammelbands Zeitgemäße Verknüpfungen. Ergebnisse des DoktorandInnenworkshops der Wiener Germanistik, 10.11.-12.11.2012“ in sieben Minuten zu erwähnen. Und er sollte seinem Vorhaben und dem Titel des Sammelbandes, den er zusammen mit Markus Greulich und Birgit Springsits herausgegeben hat, auch im programmatischen Sinne gerecht werden, gelang ihm doch diese Vorstellung der Texte dank „zeitgemäßer Verknüpfungen“ und Schlagwortverbindungen. An dieser Stelle, nicht weil es der letzte Text war, sondern weil die Darbietung so gelungen war, gab es einen Extra-Applaus. Und ich muss gestehen, die Art und Weise wie Peter Clar präsentierte, erinnerte mich an einen Poetry-Slam Beitrag. Im Zuge einer kleinen Hintergrundrecherche zu diesem Aspekt ergab sich tatsächlich eine Verbindung zu dieser Sparte. So ist auf Clars Homepage vermerkt, dass er tatsächlich in der Finalrunde des 12. open mike teilnahm und zudem auch mit den beiden Slam-Routiniers Mieze Medusa und Markus Köhle sowohl befreundet, als auch via Rezensionen und gemeinsamen Büchern verknüpft ist. Aber das nur als kleine Randnotiz, zurück zum Abendprogramm.

Nach der kurzweiligen Vortragsrunde wurde neben Getränken auch zur weiteren Diskussion und etwaigen Fragen rund um den Aktionskreis geladen. – Ich war versucht zu bleiben, jedoch hatte ich noch etwas für mein Referat zum Kulturtheorie-Seminar bei selbigem Professor Müller-Funk vorzubereiten und so verließ ich schweren Herzens ohne Wein und Diskussion den Lesesaal um mich wieder Lacan zu widmen. – Aber es war ja schließlich nicht die einzige Möglichkeit,mit dem Arbeitskreis Kulturanalyse in Kontakt zu treten. So sei für alle Interessierten und die, die es noch werden möchten auf nachfolgenden Link verwiesen:
http://aka.univie.ac.at/aka/

PS: Und wer nochmal ganz genau wissen möchte, was während dieser Veranstaltung besprochen wurde, kann es nachhören. Denn diese Präsentation wurde auch als Sendung im „Radio-Dispositiv“ einer Radio-Orange-Sendereihe von Herbert Gnauer aufgenommen und wird am Montag, dem 9.12. vormittags ausgestrahlt. Näheres hier: http://o94.at/radio/sendung/radio-dispositiv/1155210/

Maren Sacherer

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